E-Mail an den Stadtrat

Aufgrund der anstehenden Kürzungen im Sozialbereich habe ich beschlossen eine E-Mail an den Stadtrat zu senden. Naja, er ist ein wenig länger geworden als geplant. Aber lest selbst:

Betreff: Einwand gegen Haushaltsentwurf - Kürzungen in der Sozialarbeit

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Hilbert, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates,

ich schreibe Ihnen, da der Haushalt 2025 / 2026 nach dem Entwurf mit den Kürzungen im sozialen Bereich für mich erschreckend ist und für alle Menschen in Dresden schmerzhaft werden wird.

Natürlich weiss ich, dass die Stadt sparen muss. Am gewinnbringendsten kann Geld allerdings im sozialen Bereich eingesetzt werden. Wie Sie sicherlich auch aus verschiedenen statistischen Auswertungen wissen, rentiert sich jeder Euro, der in soziale Projekte gesteckt wird und zahlt sich mit einer astronomischen Rendite aus. Umgekehrt erhöht jeder Euro, der in diesem Sektor in den Jahren 2025 und 2026 „eingespart“ wird die Sozialausgaben in den kommenden Jahren um ein vielfaches.

Sie und ich wissen auch, dass am allerwenigsten an Bildung gespart werden darf. Deutschland wurde als Land der Ingenieure groß und war lange mit Spitzenqualität Exportweltmeister. Heute sind wir in vielen Industriezweigen von China abgehängt - nicht nur weil sie billiger produzieren können, sondern auch weil solche High-Tech-Produkte nicht in Deutschland hergestellt und entwickelt werden (können). Aktuell erleben wir wie die deutsche Auto- Industrie den Bach runter geht - was unter anderem an fehlender Innovation und dem Festhalten an teuren Prestige-Modelle mit viel Hubraum liegt. Kürzungen in Bildung uns Sozialarbeit verstärken diesen Trend ohne Zweifel.

In Bildung zu investieren ist daher alternativlos! Wir können es uns schlicht nicht leisten, dass Schüler abbrechen und ohne Abschluss auf den Arbeitsmarkt kommen. Wir brauchen Fachkräfte und wir brauchen Innovationen. Und zwar nicht nur Leuchttürme, sondern in der Fläche. Jedes Jahr werden in Deutschland über eine Million Fachkräfte gebraucht - uns bleibt also nichts anderes übrig als alle Menschen mitzunehmen: Kinder, Jungendliche und Erwachsene, ob arm ob reich, müssen an Bildung herangeführt werden und es müssen Bedingungen geschaffen werden, die es allen ermöglichen. Nur wer einen guten Job und in eine sichere Zukunft blicken kann, kann der Gesellschaft viel zurück geben. Wenn wir jetzt nicht in Bildung investieren, wird Dresden, Sachsen und Deutschland noch weiter zurückfallen.

Wie Sie sehen sind das alles Gründe die eine monetäre Rendite versprechen. Kurz: Geld das wir heute in Bildung und Sozialarbeit investieren, macht morgen unsere Kassen voll. Jeder Cent der heute in diesem Bereich gespart wird, kostet uns morgen Euros.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch viele gesellschaftliche Gründe warum Sozialarbeit gestärkt werden muss. Davon haben Sie sich sicher bereits ein Bild gemacht.

Aber was ist, wenn sich auch nur ein junger Mensch in den nächsten Jahren das Leben nimmt? Ein Mensch, dem wahrscheinlich hätte geholfen werden können, wenn nicht an Sozialarbeit gespart worden wäre. Mit wievielen Millionen Euro an Einsparungen soll das gerechtfertigt werden? Wieviel ist ein Menschenleben wert? Wieviel ist es wert menschlich zu leben? Ich an Ihrer Stelle könnte es nicht mit dem Gewissen vereinbaren für die Kürzungen zu stimmen. Diese Schuld würde ich mir nicht aufladen.

Ein weiterer Grund dafür Soziale Projekte zu erhalten und auszubauen ist der Kampf gegen den Rechtsruck in der politischen Landschaft. Wir alle wollen doch vermeiden, dass die AfD mit „kostenlosem Schulessen“ und anderen sozialen Plänen werben kann? (Pläne die schon lange in den Schubladen liegen, aber aus Kostengründe immer unter den Tische gefallen sind.) Zusammengefasst sorgen Bildung und soziale Engagement dafür, dass es allen besser geht und sich jeder in dieser Stadt wohl fühlen kann. Und wenn es allen gut geht, muss auch niemand mehr AfD wählen.

Im übrigen lehrt uns auch die Geschichte, das Einsparungen in Bildung und Soziales immer die trifft, die es am schwersten haben und sich nicht wehren können. Probleme wurden dadurch noch nie gelöst.

Ich weiss, dass ich Sie wahrscheinlich nicht umstimmen kann. Sicherlich habe Sie Gründe für die Kürzungen zu stimmen. Ich werte es daher schon als Erfolg, wenn Sie bis zum Ende dieser E-Mail durchgehalten haben.

Gruß gERD Schaufelberger

3. Dez. 2024 (22:43) | gERD Schaufelberger

Sozialarbeit lohnt sich!

Demo gegen geplante Kürzungen bei Sozialarbeit an Schulen etc.

In Dresden gibt es ein neues Bündnis, nämlich das Bündnis gegen Kürzungen. Es wurde gegründet als die Pläne der Stadt Dresden an allen Ecken im Sozialbereich Kürzungen vorzunehmen. Warum gekürzt werden soll ist schnell erklärt: es fehlt Geld in den Kassen der Stadt und einige Kosten sind höher ausgefallen als erwartet. Es soll also gespart werden.

Die Pläne der Stadt sehen vor diese Einsparungen unter anderem an Kitagebühren, Demenzberatungsstellen, Suchtberatung, Schulasozialarbeit, Jugendarbeit oder Hilfe für Migranten vorzunehmen. Es sollen also die bezahlen, die eher noch mehr Unterstützung nötig hätten und unsere Zukunft bedeuten. Tatsächlich finde ich, dass diese Einsparungen sehr kurzfristig gedacht sind. Sicher werden dadurch für den nächsten Haushalt Mittel eingespart, die Zahl der Schulabbrecher, Suchtgefährdeten, Bürgergeldabhängigen und schlecht integrierten Menschen wird aber schnell steigen. So glaube ich, dass jeder Euro, der in Sozialarbeit gesteckt wird gut investiertes Geld ist und sich schon bald hundertfach wieder auszahlt.

Ich denke daher, dass wir etwas gegen diese Einsparungspläne unternehmen sollten. Heute Abend, wenn der Stadtrat über den Haushaltsplan diskutiert, wird es eine Demonstration und Kundgebungen geben: 15:00 vor dem Rathaus Dresden. Kommet zuhauf!

Siehe: Frauenförderwerk e. V. , Outlaw - Kinder- und Jugendhilfe , Faszination Fankurve , Stura Dresden

Nachtrag: Spiegel Leitartikel vom 3. Dez 2024

21. Nov. 2024 (08:29) | gERD Schaufelberger

Europäisches Recht

Berliner Reichstaggebäude mit Europa- und Deutschlandflagge im Vordergrung. (Ausschnitt)

Am Sonntag ist Europawahl und selbst wenn für viele Europa doch recht fern ist und die „Verordnungen aus Brüssel“ oftmals als Sündeböcke herhalten müssen, hat die EU doch sehr viele Vorteile für jeden von uns. Daher finde ich, dass die EU gestärkt werden sollte - unter anderen um gegen die Tech-Gigangen eine Chance zu haben.

Sogar Google - eine Firma, die mit Daten Geld verdient - bekennt sich zum Datenschutz und hat dafür ihre Datensammelmethoden angepasst. Google selbst formuliert es etwas blumiger: „As a part of Google’s ongoing commitment to a privacy-centric digital advertising ecosystem, we are strengthening the enforcement of our EU user consent policy.“ (Zitat: Google Support ) Was hier steht bedeutet im Grund nichts anderes, als das Google sich bereit erklärt, sich an geltendes Gesetz zu halten - zumindest, wenn es sich um Daten von Benutzer im europäischen Wirtschaftraum handelt. Was hier so fürs Marketing hervorgehoben wird ist natürlich eine Selbstverständlichkeit: alle Firmen müssen sich an die Gesetze halten.

Das heißt natürlich nicht, dass Google keine Daten mehr sammelt, Aber immerhin muss man dafür jetzt seine Einwilligung geben. (Übrigens ist das der Grund für die nervigen Cookie-Banner, die man auf sehr vielen Webseiten weg-klicken muss.) Das ist schon mal ein Anfang. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die Datensammelwut noch stärker eingeschränkt wird. Allerdings ist dafür neben einer starken EU auch ein Umdenken in den Unternehmen gefragt. Derzeit versucht jeder zu Marketing- und Analysezwecken so viele Daten wie möglich zu sammeln - Google-Analytics und Co. schüren diesn Hype. Jeder versucht seine Erfolgszahlen zu messen und seine (Werbe-) Kampagnen zu optimieren. Dabei ist es doch oft ganz simpel: Wenn das Telefon nicht mehr aufhört zu klingeln, weil ständig neue Kunden anrufen war die Werbung erfolgreich. Für diese Erfolgsmessung müssen keine Besucher getrackt werden und man macht sich auch nicht abhängig von komplexen Analysewerkzeugen von Google und Co.

Für den Sonntag wünsche ich mir ganz unabhängig von Datenschutzgesetzen, dass die EU gestärkt aus der Wahl hervor geht. Letztendlich sind wir alle Europäer und wenn wir zusammen halten können wir es leichter schaffen die großen Probleme unserer Zeit zu lösen.

5. Jun. 2024 (10:15) | gERD Schaufelberger

Unter Wert verkaufen?

Ich liebe meine Arbeit als selbstständiger Entwickler und das nicht zuletzt, weil es immer wieder neue Projekte gibt, die mich in neue Gebieter führen. Aber trotz der jahrelangen Erfahrung tue ich mir immer wieder schwer Angebote mit fairen Kostenabschätzungen abzugeben. Dabei weiss ich normalerweise bereits im Vorfeld wie aufwendig (und damit wie teuer) die einzelnen Posten sind, ich habe vielmehr Probleme das zu bewerten, was schon da ist.

Das liegt wohl hauptsächlich am grundsätzlich unterschiedlichen Karakter eines IT-Prjoktes verglichen mit dem Bau einer Brücke (beispielsweise). Während der Bau-Ingenieur mehr oder weniger immer auf der grünen Wiese beginnt, greife ich als Programmierer auf (Programm-) Code der bereits existiert zurück. Das sind natürlich Open-Source Programme und Libraries, zum großen Teil aber auch Code, der auf meinem eigenen Mist gewachsen ist. (Oh je, ich denke für dieses Wortspiel werde keinen Pulitzer-Preis erhalten.) Das bedeutet, dass ich in vergangenen Projekten die Vorabeit für zukünftige Projekte geleistet habe - unbeabsichtigt. Meine Frage ist nun: wie soll ich diese Vorarbeit bewerten? Welches Preisschild soll ich in meinem Angebot daran heften? Und welchen Preis soll ich im nächsten und übernächsten Angebot aufrufen?

Das es sich hier nicht um ein akademisches Problem handelt möchte ich an ein paar Zahlen verdeutlichen. Ich nutze ständig zwei Frameworks, die zusammen aus rund 150.000 Zeilen Quellcode. Nur mal angenommen, ein Programmierer schreibt 200 Zeilen (bugfreien) Code an einem Arbeitstag. Dann hätte er 750 Tage dafür gebraucht. Bei 250 Arbeitstagen pro Jahr sind das 3 Jahre. Bei einem Gehalt von rund € 5000,- mtl, (bei Vernachlässigung der Lohnnebenkosten und großzügigere Gehälter) kostet der Code € 180.000,-.

Wie soll ich also die Verwendung der Programm-Bibliothek die € 180.000,- wert ist in mein Angebot einpreisen? Hierfür einen Abschlag zu finden der gerecht ist, halte ich für unmöglich. Meist gehe ich einen Weg, der den Code weit unter Wert verkauft und hoffe darauf den Quellcode noch viele weitere Male verwenden zu können.

18. Apr. 2024 (09:47) | gERD Schaufelberger

Angriff in der Nacht

Am Wochenende gab es einen Angriff auf einen von uns betreuten Webserver. Das kommt hin und wieder vor uns meistens hat es außer ein paar Minuten Hektik keine Auswirkungen. Diesmal war es ein wenig anders - die Angriffe waren hartnäckiger.

Die Angriffe erfolgen auf diverse Formulare und man versuchte damit Code einzuschleusen um die Webseite lahm zu legen oder Gewalt über den Server zu erlangen. Beides konnte abgewehrt werden und die Webseite verrichtete brav ihren Dienst. In diesem Fall wurden alle Formulareingaben korrekt bearbeitet und die jeweiligen Adressaten informiert. Das ärgerliche daran war, dass es sehr viele Formulareingaben gab und daher sehr viele Nachrichten an die Empfänger gesendet wurden! Der eine oder andere Nutzer der Webseite stand also heute Morgen vor einem Berg E-Mails, die es zu löschen galt. Das ist natürlich außerst nervig und macht keinen Spaß. Darüber hinaus wurde aber kein Schade angerichet. Ich hatte zwar in Nachhinein noch etwas Arbeit das System aufzuräumen, damit die Benutzer sich damit nicht herumplagen mussten, aber der Aufwand hielt sich in Grenzen.

Von technischer Seite aus betrachtet zeigt auch dieser Angriff, wie wichtig es ist Sicherheitskonzepte bei der Programmierung zu beachten und den Programmcode robust zu gestalten. Und natürlich sind wir auch ein klein wenig stolz darauf, dass sich die Sicherheitskonzepte in einem echten Angriff bewährt haben. Allerdings heißt dass nicht, dass wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhen können. Durch diesen Angriff haben wir viele Daten über die Angreifer und deren Methoden gesammelt, dies nun auszuwerten gilt.

25. Mär. 2024 (13:52) | gERD Schaufelberger

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