Modern Stalking
Nun, gerade als Entwickler und Unternehmer kann ich sehr gut nachvollziehen, wie wertvoll es ist ein paar Informationen über die Besucher der eigenen Webseite oder die Nutzer einer App zu sammeln. Diese können fundierte Antworten auf Fragen wie „Wieviele Nutzer gibt es?“, „Welche Bereiche werden genutzt und welche nicht?“ und „Wirkt unsere Werbung?“ liefern und damit wiederum die Grundlagen für die Entscheidung Feature A statt Feature B zu entwicklen liefern.
Da heutezutage sowie alles online passiert, ist es nicht weiter schwierig solche Informationen zu sammeln - in den meisten Fällen sind dies eh Abfallprodukte, die nur aus den Logdateien herauszusuchen sind. So habe ich beispielsweise eine Sprachlern-App genutzt und jeden Tag meine Lektionen gemacht. Die Lektionen wurden dabei jeweils vom Server heruntergeladen und am Ende meine Punktzahl übermittelt. Der Anbieter der App wusste also automatisch, wie fleißig ich war, wo ich Fehler gemacht hatte, was mir leicht und was mir schwer fiel, wann ich die Lektionen gemacht hatte und so einiges mehr. Diese Daten bekommt der Anbieter automatisch, einfach dadurch, dass die App (oder Webseite oder was auch immer) genutzt wird. Wie gesagt, das sind wertvolle Informationen.
Aber was will man denn noch wissen? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich gesehen habe welche zusätzlichen Tracking-Dienste die Sprachlern-App nutzt. Ich muss gestehen, dass ich erst darauf aufmerksam wurde als mir mein Smartphone mitteilte, dass Daten an verschiedene Tracking-API von Drittherstellern gesendet werden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: eine Sprachlern-App sendet Daten an mehrere Tracking-APIs und natürlich auch an die eigenen Server. Absurd finde ich auch, dass die App meines Mobilfunkanbieters ebenfalls mehrere Tracking-APIs nutzt - Dabei bin ich doch sowieso durch meine SIM-Karte ständig mit den nächsten Funkmasten verbunden und mache mich schon allein dadurch zum gläsernen Menschen.
Da Frage ich mich doch: Warum machen die das? Das diese Tracking-API-Daten überhaupt einen Mehrwert haben, wage ich zu bezweifeln. Bekommen die Geld dafür? Welchem Zwecke dient dieser Datensammelwahn? Wertet die Daten irgendjemand aus? Was machen die Tracking-API-Firmen mit den Daten? Wie sieht es mit der DSGVO aus? Was ist mit dem Gebot der Datensparsamkeit? Tatsächlich würde es mich nicht wundern, wenn sich darum niemand schert. Aber ich finde dass dieses Stalking aufhören muss und wir deshalb diejenigen stärken sollten, die sich für Datenschutz einsetzen.
P.S. Es gibt natürlich auch einen Song „Modern Stalking“ von Marsimoto
Dark Office: 14.000 Bürojobs fallen weg
Seit Beginn der Industrialierung wurde es immer wichtiger effizient zu arbeiten: die Produktivität zu steigern und die Kosten zu senken. Bereits in den ersten Fabriken wurden Maschinen eingesetzt, damit schwere Arbeiten, die von Männern erledigt werden mussten, von Frauen - die billiger waren - und dann von Kindern - die noch billiger waren - übernommen werden konnten. In modernen Produktionshallen haben Roboter viele Arbeiten komplett übernommen. Arbeiten die gefährlich, gesundheitschädlich oder einfach nur langweilig sind. Aber auch Tätigkeiten, für die Menschen nicht präzise und stark genug sind - also mehr Pausen benötigen oder langsamer sind. Sogenannte Dark Factories, in denen kein Licht brennt, weil dort nur noch Roboter und Automaten arbeiten sind Realität geworden.
Traditionell fand die Automatisierung in den Werkshallen statt. Mit Computern und dem Internet hat die Automatisierung aber längst auch die Büros erobert. Gerade im letzten Jahrzehnt wurde in der Verwaltung massiv an der Effizienzschraube gedreht und die Produktivität gesteigert. Was heutzutage eine Person alleine bewältigt (oder bewältigen muss), war früher die Arbeit eines ganzen Teams. Das bedeutet natürlich auch Entlassungen, wie die, die heute in den Nachrichten die Runde machten: Amazon will 14.000 Stellen in der Verwaltung streichen . Teilweise wird der Stellenabbau mit Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz von KI begründert - sprich: Automatisierung.
Schaut man sich um, sind wir vom Dark Office gar nicht mehr so weit entfernt. Wir Kunden haben uns längst daran gewöhnt mit Webshops und Selbstbedienungsterminals zu interagieren. Es hat ja auch große Vorteile, wenn man Dinge online erledigen kann: Wir suchen Produkte, stöbern in Katalogen, finden den billigsten Anbieter, bestellen, bezahlen, lassen liefern und schicken die Retoure zurück ohne auch nur mit einzigen Menschen Kontakt zu haben. Das ist bequem, spart Zeit und ist für die Unternehmen natürlich um ein vielfaches billiger als teures Fachpersonal einzustellen - Menschen, die nur acht Stunden am Tag arbeiten, am Wochenende frei haben, Urlaub machen, sogar manchmal krank sind und auch noch was vergessen können.
Die Automatisierung aufhalten zu wollen ist utopisch. Das will ich auch gar nicht. Ich profitiere ja selbst gewaltig davon und entwickle (programmiere) für meine Kunden Automatisierungslösungen (ob mit oder ohne KI), ich habe sogar eine Plattform ins Leben gerufen die Enthusiasten , die Workshops anbieten das Leben erleichtert - durch Automatisierung (der Büroarbeit): Zenopia . Ich bin also kein Feind der Automatisierung - im Gegenteil. Traurig finde ich aber, dass die Automatisierung nicht hält was sie verspricht. Anstatt aufgrund unserer enormen Produktivitität weniger zu Arbeiten, wird einfach immer mehr produziert und wir sollen immer mehr konsumieren. Dabei werden die Dinge immer billiger und der Preis den wir dafür zahlen immer höher. Vielleicht kommt nach dem Dark Office die Dark Earth.
Mittmachzwang
Sicher haben wir alle schonmal Bilder mit Freunden ausgetauscht. Dank diverser Cloud-Dienste oder NextCloud und der Allgegenwärtigkeit des Internets geht das einfach und schnell: Man bekommt einen Link und schon kann man Dateien hoch- und runterladen. Ein Kinderspiel.
Neulich habe ich wieder so einen Link bekommen. Diesesmal mit einer OneDrive-URL. OneDrive ist ein Cloud-Dienst von Microsoft. Zuerst sah alles ganz normal aus, nur dass ich die wichtigste Funktion nicht finden konnte. Es gibt einfach keinen Knopf für „alles herunterladen“. Stattdessen werden mir alle möglichen tollen Funktionen angeboten und um diese nutzen zu können, muss ich mich zunächst mit meinem Microsoft-Konto anmelden.
Nur, ich habe kein Microsoft-Konto. Ich will auch gar keines. Aber hier zwingt man mich mitzumachen. In diesem Fall werde ich das nicht tun und im Zweifel auf die Bilder verzichten. Aber viele andere Menschen tun das tagtäglich und werden so immer enger an die großen Tech-Konzerne gebunden. Denn inzwischen sind sie es, die sich das Internet zu eigen gemacht haben. Ich denke es wird Zeit darüber nachzudenken und die Welt, oder wenigstens das Internet, zurück erobern.
Schuster bleib bei deinen Leisten
Heute habe ich die Konstruktionszeichnung für ein Hochbett erstellt und an den Zimmereibetrieb zur Fertigung übergeben. Als Informatiker, der sich den ganzen Tag mit Geschäftsprozessen außeinandersetzt ist das weit ab von meinem Fachgebiet und Lichtjahre von meiner Kernkompetenz entfernt. Eigentlich soll man auch als Informatiker wie der Schuster bei seinen Leisten bleiben und fachfremde Arbeiten outsourcen. Ich habe die Zeichnung trotzdem selbst erstellt und mich dafür extra ein wenig in das CAD-Programm eingearbeitet. Trotz, oder gerade weil es nichts mit dem zu tun hat was ich wirklich kann.
Natürlich ist sind meine CAD-Skills auf schlechtem Anfänger-Niveau und ich werde sicher niemals gut darin werden aber es hat Spaß gemacht Neues zu lernen und dabei sogar etwas erschaffen zu können. Natürlich ist das für mich nur ein Hobby und ich werde das Erlernte bestimmt nicht in meiner beruflichen Tätigkeit einbringen können. Auf der anderen Seite sind solche Projekte immer eine gute Gelegenheit über den Tellerrand hinaus zu blicken und die Komfortzone zu verlassen. Ich glaube es ist grundsätzlich wichtig neugierig zu bleiben und sich an Dinge zu wagen, von denen man überhaupt keine Ahnung hat. Schuster und Informatiker sollten also viel öfters ihr Leisten links liegen lassen und zu anderen Werkzeugen greifen.
Die Peter Thiel Verschwörung
Peter Thiel ist ein geheimnisvollen Tech-Milliardär, der in Hintergrund die Fäden zieht. Die Podcast-Miniserie erzählt die Geschichte von Geld, Macht und völlig abstrusen Visionen. Wer nicht an Verschwörungstheorien glaubt, wird hier ins Wanken geraten. Empfehlenswert!
Die Peter Thiel Story, eine Audio-Serie in sechs Folgen zwischen 30 und 40 Minuten: Peter Thiel Story - Podcast
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