Frust am Telefon

Unser Haus in der Mitte der Straße

Seit wir unser Haus verkaufen erhalten wir immer wieder Anrufe von Maklern, die sich anbieten das Haus für uns zu verkaufen und es ihrem exklusiven sowie umfangreichen Kundenkreis anzubieten (damit genug der Wortwiederholungen). Natürlich habe ich nichts dagegen, dass Makler hochgradig solvente Interessenten anbringen, allerdings wollen wir niemandem ein Exklusivrecht einräumen und daher sind die meisten Gespräche dieser Art schnell beendet. Solche Niederlagen muss man wohl hin nehmen, wenn man Akquise übers Telefon betreibt.

Gestern Abend gegen halb acht führte ich allerdings ein etwas längeres Gespräch. Wieder klingelte das Telefon und der Makler am anderen Ende stellte kurz die Vorzüge seines Unternehmens vor und warb um mich als Kunden. Sehr schnell schon stellte sich heraus, dass auch er einen Exklusivvertrag für den Verkauf unseres Hauses haben wollte. Ich erklärte ihm, dass wir dies zum einen nicht wollen und zum anderen auch nicht mehr möglich sei, da wir unsere Anzeige bereits veröffentlicht haben. Auf der anderen Seite beharrte er auf die Exklusivrechte und er wollte mir diesen sauren Apfel vor allem mit einer sogenannten Mindespreisgarantie schmackhaft machen.

Bei dieser Mindespreisgarantie handelt es sich um ein Preis, der im Voraus zwischen Makler und Verkauf ausgemacht wird und der Makler versucht einen Käufer zu finden, der mindestens diesen Preis bezahlt. Sollte der Makler es binnen einer Frist nicht schaffen einen Käufer zu finden, wird der Vertrag (also die Frist) verlängert. Soweit die Ausführungen des Maklers. Welchen Wert hier die Garantie hat blieb für mich schleierhaft.

Ich muss gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr an einer Zusammenarbeit interessiert war. Ich blieb dennoch am Telefon weil ich zu höflich war aufzulegen und vor allem aus Neugierde. In meiner Rolle als Freiberufler, Unternehmer, Vermieter, Vater, Vereinsmitglied etc führe ich selbst viele Gespräche mit dem Ziel ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Idee an den Mann zu bringen. Es versteht sich von selbst, dass ein Verkaufsgespräch nicht immer in einem Vertragsabschluss endet. Erst recht nicht am Telefon und gerade dann nicht, wenn jemand angerufen wird, der nicht um einen Anruf gebeten hat. Telefonakquise fällt mit selbst oft schwer und darum war ich gespannt, wie sich mein Gegenüber im weiteren Verlauf verhalten würde - jetzt, da ich bereits zum wiederholten Male gesagt hatte, dass ich die Dienstleistung in der Form nicht haben will. Ich an seiner Stelle hätte mich verabschiedet und für die Zeit bedankt. Gegebenenfalls hätte ich gefragt, ob ich mich nochmals melden dürfte.

Unser Gespräch wurde aber zunehmend gereizter und auch auf meiner Seite des Telefons war es nicht immer einfach höflich zu bleiben. Nachdem mir der Makler wieder und wieder den Ablauf und die scheinbaren Vorzüge der Mindespreisgarantie erklärt hatte (und ich ebenso oft wissen wollte ob die Garantie darin bestünde, dass mir der Makler den Mindestpreis bezahlen würde, sollte er keinen Käufer finden), beschloss ich diese Endlosschleife zu verlassen. Anstatt auf seine Argumente einzugehen meinte ich nur, dass wir offensichtlich in dieser Sache nicht zusammen kommen, schließlich seinen unsere Ansichten zu unterschiedlich. Nun war der Makler es leid sich meine Worte anzuhören und das Gespräch endete abrupt mit einem lauten "Du blödes Arschloch Du".

Dieser unerwartete Höhepunkt ließ mich ein paar Sekunden mit offenen Mund und Telefon in der Hand dumm in der Wohnung stehen. Dann konnte ich das Telefonat als das sehen was es war: ein Paradebeispiel Telfonakquise. Beim Telefonmarketing muss man einfach damit rechnen abgelehnt zu werden , sicher führt nur jeder hundertste Anruf zum Erfolg. (Selbst wenn das Produkt der absolute Hammer ist.) Das frustriert natürlich und der Erfolgsdruck nimmt mit jedem Misserfolg zu. Den potentiellen Kunden zu beleidigen ist in meinen Augen ein Armutszeugnis. Professionell wäre es gewesen sich freundlich zu verabschieden und einfach ein einem Monat nochmal anzurufen. Wer am Telefon auf Kundenfang geht braucht eben ein ganz schön dickes Fell und eine gehörige Portion Frustrationstoleranz.

16. Jan. 2020 (19:06) | gERD Schaufelberger

zur Liste

Suche

Aktuelle Artikel